21.07.2021

Gedicht für eine gute Freundin

von Paulina Petri gelesen am 16.06.2021

Mein Schatz wir haben uns
In uns selbst verrannt, glaub ich
Kennst du dieses Gefühl?
Man ist nur halb da, und nicht ganz.
Heute wurde ich beiläufig
auf der Straße nach einer Zigarette gefragt
von einem Mann meines Alters.
Ich war so isoliert in mir, dass es mich verwirrte
und mir die Antwort schwer fiel.
Auf dem Rückweg spielte ich
die Szene durch und durch,
schrieb das Drehbuch nochmal um,
wo er mich längst vergessen hatte;
grübelte ich noch nach und nach.

Und wurde traurig, als ich verstand
Dass ich mich so weit von ihm entfernt gefühlt hatte
Als würde ich mich mit dem Rauch der Zigarette auflösen
Und verschwinden wie der Nebel in der Nacht.

Ich weiß nicht ob alleine wohnen die beste Idee ist.
Doch offen gesagt: zu zweit oder mit mehreren wohnen
Das könnt ich noch viel weniger.
Vielleicht ist es von einem Elternteil,
Mit Depressionen und Burn Out
Kennt man sich in der Familie leider aus.
Auch mit dem Allein Sein und dem
Leugnen der Einsamkeit.

Doch ich versuch mich zu erfreuen,
Dankbar zu sein, wie es so schön heißt.
Auch wenn mir zum Heulen zumute ist
Weil ich wieder unter der Glasglocke wohne.

Doch: leise Glücksmomente
Kleine Dinge, die mich für einen Augenblick rausholen...
Wenn ich gerade nicht zynisch bin über alles was ich gesehen habe,
Über das, was ich bereits kenne
Und das, was mich tief innen,
So müde macht.

Und trotzdem bleib ich abends wach
Auf der Suche nach Schlaf
Jagt mich Insomnia durch die Nacht
Bleiernd legt sich der Winter über mich
Wie eine schwere Decke.
Ich suche Kraft, bin verlassen vom Mut
- Ja, ich weiß, dass ein Spaziergang gut tut.
Doch ich brauche mehr als das...
Wenn ich selbst diesen nicht ohne Erschöpfung schaff.

Endlich bin ich ehrlich: Mir fehlt die Kraft
Ich rufe keine*n mehr an, trauer keiner Freundschaft hinterher.
Es ist ein Überlebensprinzip:
Meine Kraft reicht kaum für mich aus
Da bleibt für Andere wenig übrig.

Nur für dich, mein Schatz
Finde ich immer Kraft.
Ich weiß nicht, wie du es machst
(Ich fragte dich nicht danach.)
Ich lag bloß wach, träumte von Schlaf.
Und dann hab ich an dich gedacht.

Und das erste Mal seit Langem
Wieder ein Lächeln im Gesicht gehabt.
Es hat mir, trotz allem, Mut gemacht:

Zu wissen dass ich dich hab