10.03.2021

wenn du deine brille absetzt

März 2021

in den schatten deiner wälder
schlummern akten groß wie khakis und
ich summe herum stecke meinen finger tief in deinen teich so dass
die fische und frösche und all der laich um sich wirbeln
es ist weder halb noch vollmond und dies ist mein lieblingskarussel
ein reh trabt heran schnuppert fritten
blau wie schimmel und sie glitzern so trashy
ich suche dich in deinen akten jeder ausrutscher eine empirische datenerhebung
die weint und um sich selber kreist
das darf man ja noch mal sagen dürfen, nicht wahr
oh weh herrjeh ein wasserglas am bett in dem sich licht spiegelt also doch vollmond?
oh kuss mich jetzt im (mond)schatten deiner buche
nur ein b wie buchstabe und ich werde den schimmel aus deinen ohren
herauswachsen sehen oh kuss mich
unter der buche solange sie uns zudeckt, ein auge zudrückt
so zerfurcht, müde beklungen das reh
frisst noch deinen scham zerfräst
da wo es reflexionen hoch schwappt liegt eine goldkugel im teich
da unten wo es sich nass drüber wölbt
und darum die fische und der laich die sich um sie strudeln
wie das letzte abendmahl in deinem aktenkoffer
wenn man daran glauben mag... oh kuss mich tief
es wittert es durstet es dämmert in dir die
schatten deiner fichte werden länger in der blauen stunde der
uhu verzerrt ist er nur eine singsangstimme aus dem radio obwohl
ich seine angst höre und rieche immer wie seine feuchte aussprache
immer flüsterst du mir etwas zu zum
einschlafen das nach moos klingt nach
feuchtem nach vermoderter dunstabzugshaube in deinem
lebkuchenhaus

 

Illustration: Dorothea Müller

Illustration: Dorothea Müller