28.05.2021

porree und kirchen.

Mai 2021

hey           

                                                                                                       hey

wie geht’s dir was machst du?

             ich laufe hier entlang neben mir wasser, dass sich nur in sehr kleinen wellen voran hangelt.

            also ich laufe richtung zuhause und ich glaub ich hab was schlechtes gegessen.

papayasalat?                                                                                                

ich glaube ich bin allergisch gegen sirachasoße...

du kleines, ich hoffe das alles kommt bald wieder unten heraus. wie ist es da am wasser?                                                                             

 es ist sehr beschäftigt und überall sind menschen die viel miete bezahlen. aber die pizza      schmeckt gut, ich wünschte ich hätte die gegessen. da vorne ist ein camp aus vier schlafzelten und einer küchenpartie, da liegt ein brett mit porree drauf. daneben sehr viele glücksbringer und staubfänger, wobei die vielleicht nicht so heißen sollte, weil hier draußen ist es zu windig für staub. diese küchenzeile macht mich absurd glücklich anstatt sauer, ich   würde eigentlich jetzt lieber sauer sein auf staat, gott und patriachat oder so. stattdessen denke ich an porree und bin glücklich. ich glaube, das ist das gefühl von selbstermächtigung, dass mich verklärt vor mich hin schwelgen lässt. hier ist ein ort an dem ich porree schneiden werde, egal wie klein ihr eure muster webt. ich würde diese    person gerne fragen, wo sie am allerliebsten ihren porree schneiden würde, ob dieser         ausgewählte ort genau richtig und zufriedenstellend ist.

 moment, so schnell kann ich dir nicht folgen.

 ich wollte dir nur sagen, dass ich gerne hier lang laufe. zumindest bis zu dem ort, wo softpornomucke läuft und menschen in langen jacken die enden der pizza übrig lassen. da werde ich misanthropie-krank. da verwandel ich mich in den keiler, der in mononoke als dämon durch die dörfer wüstet. nur dass ich durch mein hirn wüste und nie eine krasse göttlichkeit an mir hatte.

 du bist wieder so aufmüpfig. und einseitig.

mein empathievermögen hat sich irgendwo neben einem rinnsal blutiger sirachasoße in       meinem 12-fingerdarm versteckt. manchmal muss man einfach seine miete bezahlen und sauer sein dürfen… also ja, ich rede zu viel von mir, tut mir leid. was machst du so?

 ich backe eine torte mit viel schlagcreme (das ist die offizielle bezeichnung). seit drei stunden. ich bin mir nicht sicher, vielleicht bin ich in meiner menopause bis sie fertig ist. das alles macht viel spaß, weil es so viel lebenszeit verstreichen läßt. um so länger ich die kirschen auf dem topping anschaue, umso irrer muss ich lachen. ich kann dabei meine zähne sehen, die sich crazy auf der kirschenoberfläche spiegeln. jetzt muss sie aber ruhen, die torte, habe ich gelesen. und ich bin total wirr im kopf und dachte ich ruf dich mal eben an

.            wow. Was ein erguss.

 ein guss, bitte!

             diese wortspiele am montag bekommen mir gar nicht gut.

wortspiele und Sirachasoße stampfen rhythmisch durch deinen darm, während empathie in der ecke leise deliriert.

             wie gut du mich und meinen organe kennst. aber was jetzt?

 weiter irre sein, weiter wütend menschen und kirschen anstieren, weiter miete bezahlen…

            ich wünsche dir einen guten appetit auf jeden fall!

 

ich werde sie nicht essen, ich werde sie von meinem balkon auf den gehweg schmeißen und dabei die internationale summen.

                                                                hör auf dich so aufzuspielen.

es ist performativer akt. ich backe die torte so lange, wie man brauchen kann, um eine torte zu backen. und dann esse ich sie nicht, als teil meines zivilen ungehorsams. oder ich esse sie ganz alleine auf, an einem stück. alles ein entweder oder.

          wie wärs wenn du sie runterwirfst, wenn ich an deinem haus vorbeimarschiere? du ganz    kirre am telefon, ich hier auf diesem steig, diese torte, wie sie fliegt, du schaust von oben      auf ihren flug hinab und ich bewundere ihren abgesang von hier unten.

 moment, das geht mir zu schnell. ich muss darüber nachdenken. bist du immer noch am wasser? 

ja, kurz vor der schwanenbrücke.

dann hab ich nicht mehr viel zeit.

lauf du weiter am wasser entlang, ich denke nach, während sich wellen weiter voran hangeln.

du denkst nach, ich laufe, jemand schneidet porree.

                                                                 so machen wir das, genau so. 

Illustration: Dorothea Müller

Illustration: Dorothea Müller