19.11.2021

ockergelb.

November 2021

Malerei: Momo Bera

Malerei: Momo Bera

ockre dich ein. beforme dich, tastend, suchend, gibt es ein DIN, das passt, eingenormt, abgepackt, in wüsten wie deine! du hast vor kurzem fußspuren gesehen in beton. da hast du an cinderella gedacht und dir die haare gefärbt. so wie wir uns in pfützen spiegeln, so sieht uns die stadt und wir sie. schaust dich mit großen augen an, während du dir zöpfe flechtest, die bis hinab reichen in dunkle welten. in tunnel aus matsch. manchmal gehst du auf wanderschaften, habe ich recht? manchmal rennst du gegen den wind an. während sich der kottbusser damm aufbläht zu ebbe und flut. muckimänner zerbröseln in brisen. ihre mimik aufgelöst in kleinen überresten aus sandburgen. du stapfst weiter, ohne dich umzugucken, hörst orpheus singen, spürst es zerren an dir. weinst dreißig tränen um jene, die dir ihre furchen zu strecken und nach spritzen fragen. auch sie lösen sich auf in ihrem flug. mienen zerfallen im takt, da brechen zähne ab, wie zierliche blüten, zungen brechen hinaus an die luft. all das getöse eines unvorsichtigen tages.

morgen wird es still sein. etwas wird irgendwo liegen, wo es vorher noch nicht lag. kurz wurde umsortiert, die verhältnisse neu arrangiert. heute krabbeln die flußkrebse wieder, aber das patriarchat ist noch noch da. der wind ruft dich weiter, klaut dir deine finger. vielleicht musst du dich umdrehen und andersherum laufen. dir selber beim entfernen zuschauen, nicht beim näher kommen. zuweilen ertrinkt der meister in sanduhren. es bläst um die ohren: roter sand aus der sahara, von dem redet deine oma. die straße ist lang heute nacht und alle sind schneller als du. dir kriechen würmer durch die ohren. dir trocknen die zellen aus. dies könnte eine normale straße sein. ein normaler damm, doch. normales berlin, oh je, es weht, es sandet. orpheus kopf, der treibt im kanal, da singt er lieder über wirklichkeit.

lass uns pyramiden bauen, in denen sich andere menschen verirren. lass uns schätze vergraben, aufgelöste mienen und abgesprungene zähne. deinen gute nacht kuss und tote hausstiere. dreißig kilo sand und 250 ml tränen. hinter den pyramiden scheint die sonne und der stein glänzt vor dem blau. da verstecken sich männer und weinen. verstecken sich männer, es windet und weint. männer, mit tränensäcken hängend bis zu den penisspitzen. zertrocknete säcke, auch die liegen dort in der gruft, neben lieblingskatzen, neben überresten einer torte, die dir nicht geschmeckt hat. wer betet da im sand? ein gelächter am sonntagabend, die silhouette der stadt, eine fatamorgana oder doch: ein tattoo auf six pack. da geht die sonne unter über stehenden sediment und immer wieder: of course that would make our sunsets very red, would bleach the sky. echo sitzt in ihrer höhle, sie telefoniert. sie ruft: of course und kullert umher. du hast ihr gestern ein gedicht geschenkt, hast es per whatsapp verschickt. mit dem emoticon eines fallenden meteoriten. trocken kann die luft sein, wenn du ausdünstest. wenn du dich übergibst, hinter autos am straßenrand.  angst bekommst vor der gruft und vor der milchstraße.

da nagt etwas am totenkopf, mit kleinem niedlichen zähnen. die straße ist lang und
du strampelst mit aller kraft an gegen den wind, der sich in alle richtungen dreht. der jede*m hinterher schaut mit so viel getöse. irgendwann stirbt das universum, das hast du mal gehört, da hast du zugehört. dann isst du popkorn in der wüste, schaust in das licht, ruderst durch den sand, spiegelst dich in den dünen. die sich wellen, sehr gesättigt. manche menschen reden schon über haarausfall. während sich zellen demaskieren. du brisen fühlst zwischen den gespreizten beinen. da sitzt du und hörst orpheus schreien in deinen bluetooth-kopfhörern. da nagt etwas an dir und dir fehlen schon drei zehen. drei zehen in der wüste, die gräulich schimmert im tagesablauf. der tagesablauf, mit den gepackten einkaufstüten und dem haarausfall, der macht heute ausflug auf die straße, die eine wüste ist, das wusstest du schon vor ihm. das hat dir echo geschrieben. da hast du auf dein handy geschaut und es hat gewindet. um 11:55am in der wüste.