22.10.2021

gelbgrün.

Oktober 2021

gelb dein grün ein. beforme dich, tastend, suchend, gibt es ein DIN, das passt, eingenormt, abgepackt, in frösche wie deine! drei vertrocknete marienkäfer liegen auf deiner fensterbank, dahinter sammeln sich nasse schlieren auf kaltem glas. du baust kleine särge, da packst du einzelne tränen hinein. die heizung steht auf fünf und in deinen träumen schmilzen polarkappen in loops. lässt lava träge an dir hinuntergleiten. nimmst äxte in die hand, fühlst nach dem blumenkohl. du bist dir nicht sicher ob du einen bildschirmschoner hast, nicht mehr. schneidest obst auf wie in der werbung. nennst apfelkuchen pie, aber machst birnen rein, weil dir gehäuse angst macht. da wo sich türen sehr leise schließen oder sehr laut. särge fliegen davon, in den regen auf der betupften straße. auf dem kottbusser damm, da liegen keine laubreste, weil da stehen keine bäume. du sortierst die eintagsfliegen nach größe und flügelzahl hinter die käfer und suchst ein weiches gefühl. vielleicht suchst du den sommer im supermarkt. oder ein wegdriften in kleinen schüben. bevor du hinaus gehst, packst du quarktaschen ein, darin schlaflosigkeit, die du verschenkst. früher lag da erdbeersekt auf deiner fußmatte, in lauen abenden, grün wie kotze. heute hast du angst vor sonntagen und weißt nicht welcher wochentag ist. what a life singt ein blauwal und geht in die tiefe. nagellack in den tönen von u-booten, uptodate bleiben doch apokalyptisch, haarkränze auf festivals mit weißen jauchzenden mäusen. du bringst deine topfpflanzen zum schlachter.

draußen war mal juli und du saßt da und hast die augen geschlossen, starr wie wirbellose auf warmen stein. die straße ist langsamer im regen. da schleppen sich geräusche vor sich hin und du trägst schuhe. immer trägst du schuhe. stell dir vor, du würdest in den gulli steigen und den juli suchen. die knospen nach hause tragen, leicht beschwipst den ozean abtasten. zuhause tanzt du mit der python zu deutschrap. in wellenbewegungen setzt du fleisch an. heute ist nicht juli. irgendwas wächst immer. deine pflanzen, wo sind sie? in den gräbern vakuum und langeweile. python ist müd, liegt oben im baum. schaust du hoch siehst du krokodilstränen, die auf dich hinunter tropfen. irgendjemand hat keine angst vor wochentagen und nicht alice im wunderland gesehen.
weiße mäuse rupfen puten, grölen summertime. du lagst mal besoffen im gleisi mit siebzehn auf beton, deine mundhöle zimtig und dein sabberfaden grau. mensch, war das aufregend. google, wer ist die schönste python im ganzen land? die blumen liegen satt und vollgesogenen mit tinte seid 24h unverändert zufrieden auf einem teller. die straße hat seit ____ nicht geatmet und keinen urlaub gemacht. der kottbusser damm hat dich eingelullt, dich zu bett gebracht, aber nicht die haare gekämmt. all die bilder in deinem kopf die umher treiben in wahnsinniger geschwindigkeit, du spuckt sie aus auf kopfsteinpflaster, hoffst auf versinken. oder doch einmeißelung, da sollen sie schlafen deine bilder auf stein. zusammen mit dem juli.

draußen: ein bildschirmschoner. du fällst doch manchmal in ein krokodilhaftes maul. zähne mit nadeln, die in haut gedrückt werden. zungen bezogen mit kunstlederfell. ein magen, der hochzeitstorte und nacktschnecke verdaut. du weißt du warst traurig im juli, auch wenn es warm war. auch wenn die python getanzt hat, sich in ihren bahnen gewunden hat. die paprikakrise ist vorbei, was kommt danach? das leere versprechen einer löffelchenstellung und gewächshausschnittblumen, grün wie kotze. wegdriften in schüben, ein fernsehflimmern bei deinen großeltern, was steht da in rahmen an deinem bett. du warst doch traurig im juli. du hast die straße vergessen, dabei ist sie so schnell. du hast die falsche farbe gesetzt, jetzt musst du lügen. musst pythons verehren, den gehweg betreten. aber dies ist ein zögerlicher weg, die wut ist absorbiert. am ende des dammes eine hundehütte, da warten die engel der getrockenen käfer. da summen sie, im paradies, die scharen der massentierhaltungshühner, die puten und die peter, die tageschaumoderator*Innen und das ganze pack. da wartet der juli in warmen tönen.

Malerei: Momo Bera

Malerei: Momo Bera