11.06.2020

übrigens

Juni 2020

übrigens habe ich die erdbeeren vergessen zu essen und sie schimmeln nun im kühlschrank, dabei hast du sie mir gekauft.

übrigens fallen meine augen manchmal zu als gäbe es hinter ihnen kein gehirn aus reflex muss ich sie schließen selbst wenn ich auf dem fahrrad sitz.

übrigens

übrigens gibt es hier gar nichts mehr zu finden, wir haben uns daran gewöhnt.

übrigens, im see ist es so grün wie auf dem balkon und der geruch von kamille geht seit wochen nicht weg, dabei ist er doch gelb.

übrigens laufe ich gefahr und davon – nicht niemand zu sein.

in der villa elena wird im august niemand sein, sagt das airbnb. sollen wir im august in der villa elena niemand sein?

übrigens: im bier schwimmt kein elend, im wein aber schon. wir stoßen an mit wassergläsern.

übrigens oh my love, my darling, singt lykke li. die sonne geht unter und ich halte euch im arm auf dem schornstein in der sonnenallee. ich will rumbrüllen aber bin still und schlage die wimpern.

übrigens

ich frage mich übrigens, wie lange es dauert, bis die wut aus der wohnung verfliegt, wenn der mensch verflogen ist. wie lange hängt sie im geschlossenen raum, wie ist das mit dem aerosol?

übrigens: die stadt ist jetzt wieder ein bisschen voller. heißt das, man trifft sich weniger oder mehr wahrscheinlich zufällig? ich mag niemanden zufällig treffen. ich habe mich grad dran gewöhnt, niemandem zu sagen, wie schlecht der tag ist, wie gut, wann ich das letzte mal in einem gewässer war oder was ich so einkaufe.

übrigens bin ich froh, dass man grad nicht feiern kann. ich hasse clubs und gieße zu viel schaum ins badewasser, party genug.

man kann übrigens still suppe kochen und es ist das zuhausigste gefühl der welt. man vergisst die wut zwischen den dielen, die man vielleicht auch selbst dort vergraben hat.
die wut fliegt ein bisschen raus in die stadt, wenn man lüftet.

ich habe von der mensa geträumt. davon, eine vorlesung zu besuchen und dann schnell was zu essen. den geschmack vom dressing hat man immer noch stunden später im mund. so ging es mir übrigens auch mit dem traum.

es stimmt übrigens nicht, dass die suppe das zuhausigste gefühl der welt ist. das zuhausigste gefühl der welt, das bist du, wenn du gerade aufgewachst bist und dich über den kaffee freust.