04.04.2024

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März 2024

wir sind schuhträger

wir finden das sparkassenschaufenster

auf der straße wieder/ fragmentiert

aber wir tragen schuhe/ so schneiden wir uns nicht

 

ob ihm nicht kalt ist jetzt/ ihm mit dem verbleichenden rot um den hals

wo er sich sonst zwischen bankautomaten schmiegte/ für anderswo

fehlte das geld

 

heute nicht da/ es bleibt: eine vage erinnerung an barfüßigkeit

in asphaltstaub/ bullenvertrieben

 

nein. wir/ haben nichts gesehen/ wir sind nur schuhträger/

wir spüren keine scherben/ wir tragen nur schuhe

 

nein/ dir eine audio schicken: klirrende diamanten im fall einstürzender neubauten/ doppelverspiegelt: diese welt zweimal verspielt

 

die schnitte der kälte/ spürt nur der barfüßige

und die schnitte der scherben, aber die schritte dagegen können doch die tun,

die schuhe tragen/ nur brauchen sie es nicht/ sie tragen schuhe, keine schuld

 

es hat für uns/ nie eine erinnerung von revolution gegeben oder gefehlt/ an den engel der geschichte haben wir nie geglaubt

 

unsere götter so tot wie unsere träume

ideale sind für verlierer, die eine weilt zu gewinnen haben

 

weißt du/ ein lied vom tanzen auf scherben/ vom schneiden/ vom leben/ weißt du/ wo mut und wut nicht mehr lachhaft sind/ am ende der zynik/ endlich wieder im lachen ausbrechen

 

aber wir/ laufen weiter/ die polizei fragt/ nein, wir haben nichts gesehen/

wir sind nur nur schuhträger/ wir spüren die splitter kaum

 

(ein leises klirren fallender mauern/ ein freischlag/ ein vorschlag/ hammer: scheiben nur noch für fenster, durch die wir winken/ alles andere glitzernder staub zwischen den zehen: das system tragen nur scherben, die nicht springen)

Maria Pacurariu
Das Foto zeigt ein Fenster in einem Haus. Der Raum hinter dem Fenster ist erleuchtet, darin stehen Geldautomaten. Auf dem Fensterbrett im Raum sitzt eine Person, die den Rücken zum fenster gewandt hat. An der Wand hängt ein Bildschirm, auf dem viele Zeilen Code zu sehen sind.