11.11.2022

NARRATIV

November 2022 - Elisabeth Pape

Illustration: Philip Weiss Tornes 

Illustration: Philip Weiss Tornes 

Ich wickle mich ein.
Je häufiger ich meine Erinnerungen hervorhole, desto mehr manifestieren sie sich.
Welches Narrativ halte ich aufrecht?
Wen möchte ich erzählen?
Ich bin im Supermarkt verloren gegangen.
Ich kann nicht teilen, ich schaffe es nicht ansatzweise aus einem ehrlichen Gefühl nett zu anderen sein. Ich schaffe es nicht mich abzugrenzen.
Man hat mich abgeschlagen, mich stumpf gehalten und jetzt wickle ich mich ein.
Zwischen Optimierung und Konsum.
Wir sehen uns wieder und er zeigt mir sein ersteigertes Loft, direkt an der Auguststraße,
er benutzt nur Aesop Produkte. Ich zieh mein Tampon raus, als er mit mir schlafen will,
wieder auf dem Klo, fall ich ihn Ohnmacht, ganz leise, ganz still. Wieder zurück wedelt er mit der Karte, er habe Essen bestellt, für mich die Spider Roll, weil ich doch was ganz Besonderes bin. Und mit den Fingern nimmt er sich das, was er will.
Wo habe ich mich liegen gelassen?
Wann wurde ich abgeschlagen?
Ich gehe auf die Suche.
Er füttert mich, als sei ich sein Kind, ein Bissen mit geflämmtem Hirschfilet, Wirsing-Karottenfüllung, karamellisierten Walnüssen. MAN DAS SCHMECKT SO LECKER, ODER?