10.05.2018

Aus der Gerüchteküche...

Mai 2018

Aus der Gerüchteküche kam es, third-hand, von Musiker zu Musiker zu mir ins Ohr geflüstert: Beim Imposter-Syndrom hilft es nur, beim durch die Stadt laufen nach oben zu gucken. Look up at the tops of buildings. Nicht ständig auf die eigenen Füße, wie sie Risse und Spalten im Bürgersteig vorsichtig vermeiden.

Also schaue ich nach oben und werde direkt angeklingelt.

"Sag mal!" brüllt eine Frau auf einem eingängigen Hipsterrad.

Was soll ich schon sagen? Ich gucke wieder nach oben, die Wolken ziehen schnell über den Himmel und verschwinden irgendwo über der Hasenheide. Mit knallrosa Zuckerwatte kommt fast jeder vom Parkeingang raus und ich frag mich, ob das eine was mit dem anderen zu tun hat.

 Es wird wieder geklingelt, ich stolpere und falle in eine Kiste rein. Ein Mann steht vor mir. Wir befinden uns auf dem Fahrradweg, und es scheint uns beiden ein bisschen egal zu sein.

 "What you do?" fragt er.

 "Looking at the tops of the buildings," antworte ich.

 "Non, non," sagt er, irritiert. "You must be an earthworm like me.

Verstehst du?" Er switched ins Deutsche.

 "Ein Regenwurm soll ich sein," nicke ich.

 "Eyes on the ground," sagt er. "Weil guck mal hier." Er zeigt auf eine Kiste. "So viele Bücher," sagt er, oder vielleicht sagt er es auch auf Englisch,"so many books."

"Stimmt," sage ich, vielleicht lache ich auch nur. In den Kisten krabbeln Spinnen, es gibt Staub und Dreck aber auch Wörter, so viele.

 "Deutsch?" fragt er. "Englisch? Französisch?"

 "Deutsch," sage ich. "Und Englisch."

 "Ah, Deutsch," sagt er.

 "Und Englisch."

 "Ah." Es zieht eine zweite Wolke Irritation über sein Gesicht. Er denkt nach und beschließt, dass es akzeptabel ist.

 "I am astrophysicist," meint er dann. "So many useful informations. I have them all. I know all about the world."

 Seine goldenen Zähne blinken mich in der Abendsonne an.

 "Please, tell me one." Ich bin sehr neugierig. Ich sammle useful information.

 "Ahahaha," lacht er, ohne dass er sein Gesicht viel bewegt. Er tippt mir eins, zwei, drei Mal auf die Schulter, ein Geheimzeichen, seine useful information in Morse Code. "Weißt du?" fragt er.

 "Ja," nicke ich. "Danke. Merci."

 "Ah, merci, merci! You are French! French earthworm." Er grinst und weg ist er.