18.08.2021

Cyanblau

August 2021

bläue dich ein. beforme dich, tastend, suchend, gibt es ein DIN, das passt, eingenormt, abgepackt, in untiefen wie deine! du wandelst auf den kacheln und siehst durch die dunstschwaden tote goldfische regnen. dann sagst du: ach mein kreislaus, in die stille hinein. brätst dir bio-fischstäbchen, auf denen kann man surfen um 4h. heimlich bist du verliebt. schaust auf deine finger, die sich in deinem schoß ineinanderkneifen. da stehen knochen hervor, wie da in blaue säcken vor dem hühnerhaus. vielleicht wirst du ein hummer, aber das weißt du noch nicht. manchmal lernst du walisch mit klebezetteln. da stehen o und u's drauf und die klebst du an den kühlschrank. die straße ist groß wie immer und genauso laut. du schreist gegen sie an, während du surfst. ach würden alle surfen, die hier schreien, das denkst du während du müde bist. während du die schildkröte gassi führst und aufmerksamkeit bekommt. irgendwo da am ende der straße, wo es anfängt zu flimmern, da rennst du gegen scheiben. da hört es auf, dein glas. da beginnt es zu regnen, wenn du heraus schaust und du blinzelst. jemand sucht nach noah. vielleicht bist du da nicht mehr verliebt.

irgendwo beginnt das glas zu schmilzen. irgendwo verheddern sich algen, streichen über füße und menschen haben angst vor seeungeheuern. vielleicht rennen pfauen auf der straße herum, während du schläfst, deine schildkröte streichelst, wieder und wieder. vielleicht hast du albträume und da kommen ungeheuer vor mit blauen augen. vielleicht wurde dir mal frühstück ans bett gebracht und du hast gejauchzt.  da verfließen die kacheln in der stille und verrutschen im abfluss. dieses dunkle loch da im bad, vor dem hast du angst. vielleicht wird es sich ausdehnen, denkst du und siehst glas schmelzen vor deinem auge. du siehst tiere vor deinem auge, die sich paaren. hast dir auf etwaigen webseiten haipenisse angeschaut und deine schildkröte hat geschnurrt. heute ist dabei die straße angehalten. hat sich aufgetürmt vor der scheibe, geklopft und gehupt. gehupt haben die menschen, die ahnungslos sind, erbärmlich ahnungslos, sich anhäufen, vernesteln, die ertrinken könnten, weil sie nicht surfen gelernt haben. sie stehen da und verbergen ihre genitalien auf der straße. klopfen gegen aufgetürmtes glas als suchten sie den horizont.

da war mal ein ende der straße, da stand ein karstadt und eine bank. heute füllt sich das becken und menschen treiben träge, während du weinst. du immer noch angst hast vor dem loch im bad, weil du nicht weißt, wo es hinführt, das bodenlose. manchmal liegen nackte körper da auf den fliesen, in embryonalstellung, um sich zu kühlen oder so. du fegst goldfische auf den balkon, versuchst haut zu beruhigen, in dem du löcher zählst. vielleicht wohnt eine nixe unter deinem abfluss, das vermutest du, ziehst sie hinaus an klebrigen, verklumpten haarstränen. machst dir einen shake daraus, für alle fälle. lernst weiter vokabeln mit u. schaust aus dem fenster. erinnerst dich an früchte, die auf den bordstein fielen, da war es vielleicht heiß und klebrig und du verliebt. vielleicht wirst du ein hummer, der mit walen sprechen kann, wenn die straße still ist. die löcher bezwungen, die dich einsaugen wollen, das hast du inzwischen verstanden. liegst weiter in der wanne, schaust füße an, das nennt man ambiente. da draußen ist weiter diese straße, die auf dich wartet, die dröhnt und sie keifen und lachen in bars, während algen sich verknoten und schöne menschen selbstverständlich über bordstein wandern, kirschen in ihren mund stecken, hühnerknochen mit fettigen fingern in mülleimer schmeißen und da sind schildkrötenköpfe, hautschuppen, früchte, spritzen, raffaelos,  schmelzendes glas und er, der auf den kacheln lag.

 

Illustration: Momo Bera

Illustration: Momo Bera