Das studentische Wohnen in 2022

Die Wohnheimkrise setzt sich fort.

Unsere Arbeit im Bereich des studentischen Wohnens wurde vor allem durch die Inflation und die Energiekrise überschattet. Auch die Wohnungsnot in Berlin ist nach wie vor spürbar.

Foto: Jana Judisch / stW BERLIN
Bild zeigt drei Kolleginnen aus dem InfoCenter Wohnen. Sie sitzen hinter einem InfoTresen und schauen den Betrachter einladend an. Eine Mitarbeiterin hat einen Telefonhörer am Ohr.

Warteliste

Die Wohnungsnot in Berlin hat sich weiter verschärft.
Dies machte sich auch in den Wohnheimen des studierendenWERKs bemerkbar. Auch im Jahr 2022 war die Warteliste lang. Zum 1. Dezember 2022 waren insgesamt
3.080 Studierende unversorgt (2021: 2.889). Weitere 2.001 Personen waren ebenfalls auf der Warteliste, wollten aber zu einem späteren Zeitpunkt als dem 1. Dezember 2022 einziehen (2021: 1.710). Die Wartezeiten haben sich deutlich verlängert und betrugen 2022 mindestens drei Semester.

Das InfoCenter Wohnen, das 2018 seine Arbeit aufgenommen hat, um die Studierenden unter anderem bei der Suche auf dem freien Wohnungsmarkt zu unterstützen, wurde 2022 noch stärker frequentiert und hat insgesamt 53.665 Beratungen durchgeführt, davon 36.636 schriftlich, 11.661 telefonisch und 5.372 persönlich (2021: insgesamt 36.012 Beratungen).
 

Foto: Felix Noak / stW BERLIN
Bild zeigt Studierende in einer Wohnheimküche. Sie kochen gemeinsam.

Kontingentplätze

Die Anzahl der Kontingentplätze blieb gegenüber den Vorjahren unverändert. Alle Kontingentplätze wurden von den Hochschulen in Anspruch genommen. Wegen der Sanierung eines Wohnheims wurden 66 Plätze aus dem Wohnheim Eichkamp größtenteils im Wohnheim Franz-Mehring-Platz sowie in den Wohnheimen Sewanstraße und Coppistraße untergebracht.

Foto: Felix Noak / stW BERLIN
Bild zeigt eine Ingenieurin, die einem Ingenieur einen Bauolan er

Neubauvorhaben

Im Jahr 2022 wurde vor allem die Planung des Neubaus im Aristotelessteig vorangetrieben – hier könnten bei Umsetzung 176 neue Plätze entstehen. Über das Jahr hinweg musste die bisherige Kostenschätzung (vom Stand Dezember 2018) mehrfach angepasst werden. Die Umsetzung wird nun auf 19,76 Mio Euro statt bisher 14,4 Mio geschätzt. Zwar hat das Projekt wesentliche Plan-Genehmigungsschritte durchlaufen, aufgrund der massiv gestiegenen zu erwartenden Kosten musste allerdings der Senatsverwaltung Ende des Jahres mitgeteilt werden, dass die Umsetzung des Vorhabens ohne eine signifikante Bezuschussung (z.B. aus den Mitteln des von der Bundesregierung neu aufgelegten Förderprogramms für studentisches Wohnen) nicht zu für Studierende bezahlbaren Mieten umsetzbar ist. Um eine gemeinsame Lösung wird im kommenden Jahr gemeinsam mit dem Land gerungen werden müssen.

 

Foto: Felix Noak / stW BERLIN
Bild zeigt Studierenden, der in seinem Wohnheimzimmer lernt. Im Hintergrund spielen Kinder.

Auswirkungen der Energiekrise auf die Mieten

Die durch die russische Aggression gegen die Ukraine ausgelöste Energiekrise hat sich besonders auf das studentische Wohnen ausgewirkt. Strom und Wärme für die Wohnheime des studierendenWERKs BERLIN werden über die Energiewirtschaftsstelle des Landes Berlin (EWS) bezogen. Im Laufe des Jahres korrigierte die EWS ihre Preisprognose für 2023 mehrfach nach oben und kündigte schließlich Preissteigerungen für alle Medien an, beispielsweise für Gas um mehr als 400 Prozent.

Da das studierendenWERK Pauschalmieten vereinbart, die während der laufenden Vertragsperioden nicht angepasst werden können, wurde bereits im Herbst auf die Prognosen für 2023 reagiert und Mieterhöhungen für Neu- und Folgeverträge vereinbart - zunächst im September 2022, dann - nach weiteren Korrekturen der Prognosen durch die EWS - im November 2022. Die Spanne der Erhöhungen pro Wohnheim lag schließlich zwischen 15 und 110 Euro pro Haus.

Dem Umstand, dass es sich dabei um Prognosen für das Jahr 2023 handelte, trug das studierendenWERK durch einen Rabatt für die restlichen Monate des Jahres 2022 Rechnung. Am 14. November wurde das studierendenWERK in den Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses eingeladen, um die Situation zu schildern.

Im Rahmen der Anhörung baten die anwesenden studentischen Vertreter*innen vehement darum, die Mieterhöhungen zurückzunehmen. Tatsächlich stellte die Senatsverwaltung im Vorfeld der Wiederholungswahlen im Februar 2023 in Aussicht, dass die den Mieter*innen der Wohnheime durch die Energiekrise entstandenen Mehrkosten vollständig durch Mittel aus dem Nachtragshaushalt bezuschusst werden sollen.

Die Umsetzung dieses in den Medien als „Mietenstopp“ bezeichneten Versprechens ist jedoch an zahlreiche Bedingungen geknüpft, u.a. an den Nachweis der Senkung des Energieverbrauchs, und wird daher erst 2023 nach eingehender Prüfung durch die Senatsverwaltung für Finanzen erfolgen können.

 

Foto: Felix Noak / stW BERLIN
Bild zeigt einen Workshop. Drei Personen sitzen an einem Tisch und sind in einer Diskussion vertieft.

Auf dem Weg zu agilierem Arbeiten

Die Abteilung hat bereits im Jahr 2021 einen Reorganisationsprozess eingeleitet, der zu einer Neuverteilung der Aufgaben und in der Folge zu einer Neuaufteilung der bisherigen Teams der Wohnheimverwaltungen und des InfoCenters geführt hat. Ziel war es vor allem, die Arbeit der Abteilung Studentisches Wohnen agiler zu gestalten und damit den Service für die Studierenden zu optimieren. Dieser Prozess wurde im Jahr 2022 intensiv vorangetrieben. Die neuen Teams fanden sich nach und nach in ihren neuen Rollen und Schnittstellen ein. Die Team- und Kulturentwicklung wurde extern begleitet. Dieser Prozess soll 2023 fortgesetzt werden.

Bild zeigt Grafik, die angibt, dass es 20 Wohnheimtutoren, 21 Studentische Selbstverwaltungen, 32 Wohnheime und 9197 Wohnplätze im studierendenWERK gibt.
Grafik zeigt ein Diagram mit der Anzahl der Wohnheimplätze. 2020 gab es 9.200 Plätze 2021 gab es 9189 Wohnheimplätze und 2022 gab es 9197 Wohnheimplätze.

Die Anzahl der im studierendenWERK BERLIN verfügbaren Wohnheimplätze ist 2022 leicht gestiegen, verharrt aber insgesamt auf weiterhin niedrigem Niveau.

Vermutlich noch immer pandemiebedingt ist die durchschnittliche Wohndauer auch 2022 weiterhin gestiegen.
Die Versorgungsquote sank erneut auf nun 4,87 Prozent.

Grafik zeigt die Entwicklung der Durchschnittsmieten im Wohnheim an. 2021 betrug sie 251 Euro, 2021 269 Euro und 2022 291 Euro.
Grafik zeigt den Anteil der Bewohner*innen nach ihrer Herkunft an. 37 Prozenz kommem ais Aisoemm .33 Prozent aus Deutschland oder der EU, 11 Prozent stammen aus europäischen Ländern, die nicht Mitglied der EU sind, 14 Prozent aus Afrika, 3 Prozent aus Zentral- oder Südamerika und 1 Prozent stammt aus Nordamerika.

Die Durchschnittsmiete lag zum 31.12.2022 bei 291 Euro.
Weiterhin stammen die meisten Mieter*innen aus Asien. Der Anteil internationaler Studierender unter unseren Mieter*innen liegt auch 2022 bei 78 Prozent.

BIld zeigt die Entwicklung der Anzahl größerer Bauvorhaben seit 2020. Da waren es noch 5, im Jahr 2021 bereits 8 und im Jahr 2022 waren es 15 größere Bauvorhaben, die das studierendenWERK umgesetzt hat.
GRafik zeigt die Entwickung der Baukosten seit 2020. Da waren es noch 7,7 Millionen Euro, 2021 nur 7,4 Millionen Euro und im 2022 wurden 11,6 Millionen Euro an Baukosten gezeitigt.

Nicht nur die Anzahl der größeren Bauvorhaben sind 2022 gestiegen, auch die Baukosten haben sich signifikant erhöht.